Abtei Csorna
Die Prämonstratenser in Csorna und ihre Dienste
Norbert von Xanten hatte ein doppeltes Ziel vor den Augen, als er 1121 die kanonische Mönchsgemeinschaft gründete. Einerseits, dass er eine traditionelle Gemeinschaft ins Leben rufen wollte, die einfach ist und in der Armut gemeinsam lebt, isst und feierlich zusammen betet. Andererseits wollte er, dass seine Folger nicht nur im Kloster abgeschieden leben, sondern als Seelsorger unter die Menschen gehen und ihnen Gottes Worte vermitteln. Im 12. Jahrhundert war es eine Neuigkeit, denn damals beschäftigten sich die Mönchsorden in erster Linie mit physischer und intellektueller Arbeit und waren als Priester nicht tätig. Ein Prämonstratenser hat es einmal so formuliert: Wenn man einen Benediktiner und einen Leutpriester vereinigt, bekommt man einen Prämonstratenser. So nennt man diese Lebensform, die eigentlich von Norbert von Xanten stammt, vita mixta, das bedeutet eine gemischte Lebensform. Das ist die Verpflichtung, in der wir versuchen, das Gleichgewicht zwischen drinnen und draußen zu erleben. Die Verpflichtung, dass wir alle beide gleich wichtig finden, macht uns zu einem Prämonstratenser. Wir glauben daran, dass diese Lebensform auch heute sehr aktuell ist. Das sehen wir auch im Leben von Christus: er lebte in einer Gemeinschaft mit seinen Aposteln, ihre Alltage erlebten sie zusammen, sie beteten und aßen gemeinsam. Auch im Leben Christi war diese Dualität existent: manchmal zog er von den Menschen zurück, er betete in verlassenen Orten; aber manchmal belehrte und heilte er sie, und vermittelte ihnen die gute Nachricht Gottes. Auch wir, heutige Prämonstratenser versuchen, in unseren Alltagen die Lebensform von Norbert und Jesus zu verwirklichen.
In der Geschichte gab es für uns Prämonstratenser keine solche Aufgabe, die uns fremd war- unsere Gemeinschaft wollte immer auf die Erwartungen und Erforderungen der Zeit eine Antwort geben. Im Mittelalter konnten die Menschen die naheliegende Abtei ruhig aufsuchen, wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme hatten. Sie fanden sicher eine Gemeinschaft, die ihr Leben unter anderem den Dienst den in der Nähe wohnenden Menschen widmete. Wenn man Kummer oder seelische Probleme hatte, fand man einen Seelsorger, der einem Unterstützung und Gottes Trost bieten konnte. Wenn man finanzielle Probleme hatte, konnte man die Mönche auch um Hilfe bitten, denn seit Sankt Norbert kümmerten sich die Prämonstratenser um die Armen. Sicher konnte der Verwalter mit finanziellen Mitteln oder Lebensmittel helfen. Wenn man rechtliche Debatten hatte, wendete man sich auch an die Prämonstratenser, sie konnten den Frieden in diesen Fragen wiederherstellen, denn das Kloster war auch ein glaubwürdiger Ort. Und wenn jemand krank war, körperliche Beschwerden hatte, fand er einen Bruder im Kloster, der viel von den Kräutern verstand und bei der Heilung helfen konnte.
Auch heute möchten wir in erster Linie Gott, aber auch allen Menschen dienen. Wir sind in unseren drei Schulen aktiv: im Gymnasium in Szombathely (www.szent-norbert.hu), in unserem Fachgymnasium in Keszthely (premontrei-keszthely.hu) und in unserer Grundschule in Rezi (premontrei-lakydemeter.hu). Ein anderes großes Gebiet unseres Dienstes ist die Pfarrseelsorge, die seit dem Anfang die Prämonstratenser charakterisiert. Heutzutage versehen wir in fast 20 Kirchen Dienst in Pfarrhäusern mit den Zentren Csorna, Szombathely und Türje. Unsere Mönche wirken auch in der Altenpflege im Altersheim Sankt Norbert in Csorna mit, wo 70 alte Menschen die Versorgung in Anspruch nehmen können. Ein Bruder von uns unterrichtet an der Universität und dient damit der Kirche.
Die kurze Geschichte der Abtei in Csorna
Die Prämonstratenserabtei in Csorna wurde 1180 von Osl comes hauptsächlich aus religiöser Absicht gegründet, sie ist die älteste Prämonstratensergemeinschaft auf dem Gebiet des heutigen Ungarns. Die Prämonstratenser in Csorna hatten außer dem gemeinsamen Ordensleben und dem Gebet immer verschiedene Aufgaben: wahrscheinlich war es schon seit der Gründung ein glaubwürdiger Ort, das ist eigentlich ein Dienst für die Bewohner der Umgebung in rechtlichen Angelegenheiten. Ein erster Beweis dafür stammt aus 1247. Die Mönche waren sicher auch Seelsorger: die erste Pfarrkirche von Csorna stand auf einem Gebiet, das zu der Abtei gehörte, der Pfarrer konnte ein Prämonstratenser sein. Das heilsame Leben des Ordens in Csorna wird dadurch bestätigt, dass im ersten Jahrhundert nach seiner Gründung drei neue Propsteien ins Leben gerufen wurden: 1184 in Türje, um 1240 in Rajk und in Mórichida.
Die Entwicklung des Ordens in Csorna wurde aber durch zahlreiche Ereignisse verhindert. Zuerst kamen die Tataren, dann haben die Türken die durch das Kommenda-System abgeschwächte Gemeinschaft ganz behoben. Das Wiederaufleben nach der Türkenzeit haben die Prämonstratenser in Csorna den österreichischen und mährischen Prämonstratensern zu danken, die das Ordensleben in Csorna zuerst 1702 aus der Abtei zu Pernegg, dann ab 1710 aus der Abtei zu Hradisch neu starteten. Dieser Neuanfang wurde vom Erlass Joseph des Zweiten unterbrochen, der 1786 unter mehreren Orden auch in Csorna die Mönchsgemeinschaft aufgehoben hatte. Durch den Kaiser Franz den Ersten konnte das Mönchsleben 1802 wieder anfangen, er gab den Prämonstratensern neben die Seelsorge den Unterricht als Aufgabe: so leiteten sie ab 1808 in Szombathely und Keszthely und ab 1947 in Csorna ein Gymnasium. Franz der Erste vereinigte die Propsteien in Jánoshida und Türje mit dem in Csorna, so funktionierten sie als von Csorna abhängige Ordenshäuser und sicherten ein ständiges Dasein der Mönche auf diesen alten Siedlungen der Prämonstratenser.
Die Kommunistendiktatur unterbrach diese Blüte, als 1950 die Mönchsorden aufgelöst und 64 Prämonstratenser aus Csorna, Szombathely, Keszthely, Türje und Jánoshida entlassen wurden.
Während des Sozialismus lebten die Ordensgenossen weit voneinander, manche als Priester, manche als Lehrer, andere als Arbeiter in verschiedenen Firmen. Sieben Prämonstratenser konnten aber im Sommer 1950 zusammen ins Ausland flüchten. Sie gründeten 1961 unter der Leitung des Magisters Keresztesy-Parker László in den USA, in Kalifornien eine neue Prämonstratensergemeinschaft, die seit 1975 ein selbständiges Priorat wurde. Seit 1984 trägt sie den Namen Saint Michael Abtei in Orange, diese Gemeinschaft zählte 2018 rund 100 Mönche. Sie gründeten 1997 in Tehachapi in Kalifornien das weibliche Prämonstratenserkloster, wo dieses Jahr 43 Mitglieder leben.
1989 begann in der Propstei in Csorna ein neues Leben. Die Gemeinschaft wurde als Moderator von Alderik Mester geleitet, aber in staatlichen Angelegenheiten von dr. Lóránt Ödön Horváth vertreten. Die erste Einkleidung war am 13. August 1989. Die im großen Teil alten Prämonstratenser, die zu Csorna gehörten, wählten am 12. Juni 1990 den Theologielehrer aus Győr, dr. Lóránt Ödön Horváth zum Abt der Gemeinschaft. Er leitete bis 2009, fast 20 Jahre lang die Abtei. Gott gab ihm die Aufgabe, das Ordensleben wieder zu organisieren, die Gebäude, die in sehr schlechtem Zustand waren zu renovieren und bewohnbar zu machen. Ein wichtiger Punkt war im Leben der Gemeinschaft, als Abt Ödön 2009 in Ruhestand ging und Pater Zoltán Márton Fazakas zum Vorstand gewählt wurde. Im Mittelpunkt der Tätigkeit des Abtes Ödön stand die Neuorganisation des Ordenslebens und unserer Dienste, unter dem Dienst des Abtes Márton nahm die Anzahl der Gemeinschaft und der Dienste zu. In immer mehreren Kirchen erschienen Priester aus unserem Orden, das Gymnasium in Szombathely wurde mit neuen Gebäuden erweitert, sowie auch das Kloster in Csorna, die der Verpflegung der Alten dienen.
2023 haben wir 10 Mitglieder, der älteste Mönch ist 54, der jüngste 29 Jahre alt. Wir hoffen, dass der liebe Gott weiterhin solche jungen Leute in unseren Orden schickt, die auf den Ruf Gottes hören.
Kontakte:
Telefonnummer: +36 96 261 518
Fax: +36 96 593 516
E-Mail: premontrei@gmail.com
Adresse: H-9300 Csorna, Soproni út 65.
Turismus und Empfang der Besucher
Unser Kloster wartet herzlich auf die Menschen, die entweder als Pilger oder als Besucher zu uns kommen. Wenn Sie uns als Tourist besuchen möchten, können wir eine Führung für vorher angemeldete Gruppen sichern, die von Mönchen auch in Fremdsprachen gehalten werden. Nähere Informationen bekommen Sie unter der Aufschrift „Tourismus”. Wenn Sie bei uns die innere Ruhe suchen, sind Sie bei uns herzlich willkommen. Sie können sich danach unter der E-Mail-Adresse (premontrei@gmail.com) erkundigen.
Wir empfehlen besonders die Besichtigung unserer mittelalterlichen Kirche in Türje, wo die Kunst der Gotik und des Barocks in einzigartiger Harmonie zu bewundern ist. Weitere Informationen können Sie über diese Sehenswürdigkeit hier lesen: